„Die Offenen“ zu Pfingsten: Matthias Tischler ist König – Andrea Marx ist Kaiserin

von Dr. Peter Schütze

In den ersten 50 Jahren ihres Bestehens sind die Offenen Meisterschaften des Dortmunder Golfclubs nur ein einziges Mal, 1987, ausgefallen. Seit 2014 ist die im Mai 1964 aus der Taufe gehobene Traditionsveranstaltung, jeweils an Pfingsten angesetzt, schon zweimal gestrichen worden – jeweils wegen der Corona-Pandemie; denn nach dem (Zwangs-)Verzicht auf „die Offenen“ im vergangenen Jahr muss das zweitägige Highlight auch diesmal wieder aus gesundheits-politischen Gründen abgesagt werden. „Wir sind enttäuscht und traurig, dieses Golf-Fest wieder streichen zu müssen, doch die Vorschriften lassen uns mit Rücksicht auf Sponsoren, Spieler und Club keine andere Wahl“, bedauert DOGC-Präsidentin Andrea Marx die Entscheidung. Diese hält auch Sportwartin Katja Richter für unausweichlich: „Eine Veranstaltung mit 200 Teilnehmern ist unter den gegebenen Voraussetzungen gar nicht zu stemmen.“

Doch wenn es schon keine Spiele um den begehrten Einzel-Titel auf Fairways und Grüns, jeweils am Pfingst-Samstag der sportliche Höhepunkt der Meisterschaften, gibt, können diese hier im Rückblick auf die letzten 15 Jahre hier lebendig werden.

2016 begann der große Coup

„König der Offenen“ mit fünf Triumphen ist Matthias Tischler. Seinen ersten Titel gewann er 2007 als 17Jähriger mit einer 74er-Runde (= 34 Brutto-Punkte), als Vorjahrssieger Moritz Jorg und David Smolin, der damals überragende Spieler in der Reichsmark, bei der Premiere des Kronen-Cups nicht am Start waren. Auf seinen zweiten musste er acht Jahre warten. Ihn fuhr Tischler 2015, als er für Wasserburg Anholt spielte und zum zweiten Mal nach 2009 Dortmunder Stadtmeister wurde, mit 72/36 ein. Zwei Jahre später holte er dann zum großen Coup aus. Er gewann die Konkurrenz von 2017 bis 19 dreimal in Serie, feierte einen lupenreinen Hattrick. Die ersten beiden Titel-Starts mit jeweils Zwei-unter, den letzten sogar mit einer 69er-Vorstelllung, der besten, die bei den „Offenen“ bisher gespielt wurde.

Auf dem zweiten Platz in der jüngeren Meisterschafts-Rangliste – die Unterlagen von 2002 an sind bei einem Einbruch ins Sekretariat gestohlen worden – liegt David Smolin mit drei Siegen: 2003, 2008 und 09. Dabei spielte er 2009 mit 71 Schlägen seinen besten Score.

Zweimal in die Siegerliste eingetragen hat sich Michael Hegemann, der auch den Platzrekord hält. Das erste Mal 2013, als er mit Handicap + 3,2 für den GC Riedstadt spielte und mit 38 Brutto-Punkten gewann. Daran kam er bei seinem Triumph 2016, übrigens vor Matthias Tischler, mit einer 74er-Runde und 34 BP nicht heran.

Sensation durch Jan Pinner

Zu den größten Überraschen auf dem Treppchen der „Offenen“ gehörten zweifellos der 20-jährige Golf Range-Spieler Sebastian Schmidt, der 2010 mit 37 Bruttopunkten gewann, und Jan Pinner. Er siegte 2014 bei Kaiserwetter, „weil er nur einen schönen Tag haben wollte und völlig unbeschwert aufspielte“. Das trug ihm mit der besten Runde, die er in der Reichsmark je gespielt hatte, den Triumph ein: 70 Schläge, 38 Brutto-Punkte. Auf den Plätzen folgten die geschlagenen Favoriten Hegemann, Smolin und Tischler.

Der zweite „Offenen“-Sieg, den ein Nicht-DOGC-Spieler aus dem Wannebachtal entführte, gelang 2011 Bastian Schmitz vom Lokalrivalen aus dem Dortmunder Osten, heute bewährtes Mitglied des Zweitliga-Teams vom DOGC. Mit 73 Schlägen (37 BP) hielt der Vorzeigespieler des Royal Saint Barbara´s GC den einheimischen Matthias Tischler auf Rang zwei.

2012, als 130 Teilnehmer die Konkurrenz bis 19.30 Uhr ausdehnten, setzte sich Axel Tilse, der doppelte Stadt-Champion von 2007 und 08, durch; allerdings nur einen Punkt (36) vor Veit-Robert Hasselmann und Michael Hegemann.

Marx schreibt Erfolgsstory

Spannend liest sich auch die jüngere Geschichte der „Offenen“ in der Damen-Konkurrenz, die die einmalige Erfolgsstory von Andrea Marx ist. Die jetzige DOGC-Präsidentin gewann diese Pfingst-Konkurrenz nicht weniger als neunmal. Der Debüt-Sieg gelang ihr – wie aus einer frühen Ausgabe des Club-Journals hervorgeht – 2004. Der zweite erfolgte hauchdünn einen Punkt (33) vor Nina Birken aus Mülheim/Ruhr, einer der besten NRW-Spielerinnen. Ein Jahr später wiederholte sie ihren Erfolg mit 77 Schlägen (= 32 BP) vor Ilka Wolf, die damals schon zum zweiten Mal Dortmunder Stadtmeisterin wurde.

Mit ihr lieferte sich die Versicherungs-Kauffrau in den Jahren 2012 bis 16 packende Duelle, von denen vier im Stechen entschieden wurden – jeweils zum Vorteil von Andrea Marx. 2012 und 13 kamen beide Spielerinnen mit jeweils 29 BP ein. 2014 lagen sie am Ende mit jeweils 33 BP wieder gleichauf. Im Stechen wurde erst Ilka zur Gewinnerin erklärt, diese Entscheidung jedoch später zugunsten von Andrea revidiert. Dass Marx 2016, als beide erneut mit 77/31 wieder gleich waren, im Stechen gewann, war fast schon die Regel. Ihre letzten beiden Titel-Coups landete die Rekord-Gewinnerin 2018 (75/33) und 2019 (79/29); den letzten überraschend vor Lisa-Kathrin Rübenkamp, der für Düsseldorf spielenden langjährigen Galionsfigur vom GC Royal.

Immerhin konnte Ilka Wolf (heute verh. Kummer und zweifache Mutter) „die Offenen“ auch gewinnen. Das tat sie 2010 mit einer starken 73er-Runde vor Nina Birken, 2015 mit 31 BP und 2017 mit dem gleichen Einlauf wie sieben Jahre zuvor.

Nina im vierten Anlauf

In ihrem vierten Anlauf schaffte Nina Birken 2011 endlich den ersten Sieg bei den Offenen Meisterschaften in der Reichsmark. Sie spielte eine Par-Runde und lag damit deutlich vor Victoria Nill (geb. Smolin), die drei Monate später erneut Stadtmeisterin wurde. Birken, inzwischen 2019 und 20 Vize-Europameisterin der Midamateur-Damen, war bisher die einzige Nicht-DOGC-Spielerin, die in der jüngeren Vergangenheit den Titel bei den „Offenen“ gewann. Vor Marx und Wolf hießen die Siegerinnen Anna Gehlen-Volbert (2006 mit 77/31) und Brigitte Hauert (2007) mit 24 BP im Stechen vor Christina Kisch sowie Franziska Schaefermeyer (2003).

Auch Sportwartin Katja Richter hat Erfahrung mit dem Open-Sieg. Unter ihrem Mädchennamen Herhaus gewann sie 2005, damals noch für den GC Unna-Fröndenberg startend, die Offenen Meisterschaften des Royal Saint Barbara´s GC in Brackel.